GESCHICHTE DES CAPOEIRA
Die Anfänge der Capoeira reichen vermutlich bis in das 16. Jahrhundert zurück. Die Portugiesen verschleppten afrikanische Sklaven nach Brasilien, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Plantagen und Zuckerrohrfeldern arbeiten mussten. Trotz Verbote verschmolzen in Brasilien verschiedenste Tänze und Rituale aus den westafrikanischen Regionen zu einem Kampftanz, der heute Capoeira genannt wird. Von besonderem Einfluss scheint dabei der engolo (Zebratanz) aus Angola gewesen zu sein. Eine Legende besagt, dass sich hinter den tänzerischen Bewegungen gefährliche Angriffstechniken versteckten, damit die Absicht, sich im Ernstfall verteidigen zu können, nicht entdeckt wurde. Belegt ist die Verwendung der Capoeira zu Selbstverteidigungszwecken aber erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts. Denn sie kam häufig in Straßenkämpfen zum Einsatz, und wurde als sehr gefährlich klassifiziert. Ihre Anhänger wurden von der Polizei verfolgt und eingesperrt.
MESTRE BIMBA
Mestre Bimba
ist es zu verdanken, dass die Capoeira schließlich zu einem brasilianischen Volkssport geworden ist, der heute in der ganzen Welt verbreitet ist. Durch das Unterrichten der Capoeira in seiner Akademie (ca. 1937) und das Aufstellen von (Verhaltens-) Regeln holte er die Capoeira von der Straße und formte sie zu einer Sportart. Dabei war er offen für Einflüsse aus der afro-brasilianischen Folklore (Batuque) und Kampfkünsten aus anderen Ländern (z. B. Jiu-Jitsu). Der von ihm begründete Stil Capoeira Regional ist sehr kampfbetont. Heute ist er durch akrobatische Elemente häufig auch sehr spektakulär.
MESTRE PASTINHA
Die etwa zur gleichen Zeit von Mestre Pastinha entwickelte Capoeira Angola ist stärker von den afrikanischen Ursprüngen geprägt und ihr Spiel erscheint insgesamt langsamer und weniger aggressiv. Dennoch haben beide Capoeira-Stile gemeinsam, dass ein Spiel jederzeit in einen ernsten Kampf umschlagen kann. Nicht zuletzt deshalb wird die Capoeira wohl von Gesang und Musik begleitet. Wichtigstes Instrument dabei ist der Berimbau, ein einsaitiger Musikbogen, der durch den Schlagrhythmus (toque) den Rhythmus und das Tempo eines Spiels bestimmt.
Viele der Lieder, die zu einer Roda (Spiel im Kreis) gesungen werden, erzählen von der zum Teil sehr mystischen Entstehungsgeschichte der Capoeira und damit verbunden vom Elend der Sklaverei. Bis heute ist die Capoeira daher nicht nur ein beliebter Sport, der Kampf und Tanz miteinander verbindet, sondern auch Ausdruck des Widerstands gegenüber der Unterdrückung und Verfolgung durch die weiße Vorherrschaft.